Unser COO Fernando Pinheiro erklärt, warum er sich entschieden hat, gemeinsam mit Emil das Gebäude von morgen zu bauen.
Meine ersten Erfahrungen mit Begriffen wie Kryokonservierung, Kryonik oder Biostasis hatte ich in Filmen. Ich hielt diese Art von Technologie immer für etwas für die ferne Zukunft oder für einen Science-Fiction-Roman. Für mich bezogen sich Langlebigkeit hauptsächlich auf Ernährung, Gesundheit oder sogar Diäten, die für ein längeres Leben sorgen sollten.
Ich hatte immer einen sehr pragmatischen Blick auf Themen, die zu meinem täglichen Leben gehören, und bin in allem anderen neutral geblieben. Daher waren Kryonik, Kryokonservierung und Biostasis keine Themen, zu denen ich je eine Meinung hatte. Im Allgemeinen ist das Bewusstsein für diese Themen in der Gesellschaft sehr begrenzt - am Abendbrottisch werden solche Dinge selten besprochen.
Aber als Tech-Unternehmer war ich schon immer sehr neugierig und aufgeschlossen für neue Technologien. Ich bekam die Gelegenheit, ein Biostasis-Start-up in Deutschland zu gründen, was mich faszinierte, da ich nicht wusste, was es war.
Biostasis ist, laut Wikipedia, die Fähigkeit eines Organismus, Umweltveränderungen zu tolerieren, ohne sich an diese aktiv anpassen zu müssen. Sie geschieht in Organismen, die in Lebensräumen überleben können, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf lebensbedrohliche Bedingungen stoßen. Dazu gehören Umgebungen mit Dürre, extreme Temperaturen, pH- oder Druckänderungen.
Zusammenfassend ist Biostasis die Fähigkeit, alle biochemischen Prozesse eines lebenden Organismus zu verlangsamen oder anzuhalten, um ihn vor der Umwelt zu schützen und Verfall zu verhindern. Du musst dir das so vorstellen, als ob du eine „Pause“-Taste an dir selbst drückst. Nach mehreren Jahreszeiten könnte man dann ohne nennenswerte physikalische Veränderungen wieder die „Play“-Taste drücken. Mit anderen Worten, die Zeit ist vergangen, aber nicht an deinem Körper. Stoppt das Einfrieren also den Alterungsprozess?
Dies geschieht tatsächlich schon in der Natur. Im Winter können einige Froscharten bei Temperaturen unter null Grad Celsius gefrieren und im Frühling auf natürliche Weise wiederbelebt werden. Dieser Vorgang wird auch als Kryokonservierung bezeichnet. Als ich das hörte, war ich sofort fasziniert. Ich fragte mich:
Für mich war die Antwort auf diese Frage anfangs ein großes Nein, aber nach etwas mehr Recherche wurde es zu einem vielleicht… Ich erfuhr, dass der Prozess der Kryokonservierung eines menschlichen Körpers als Kryonik bezeichnet wird. Derzeit kann Kryonik als das Verfahren des Anhaltens des Sterbeprozesses durch negative Temperaturen zusammengefasst werden. Ziel ist es, mit Medizintechnik in Zukunft die Gesundheit des Patienten wiederherzustellen.
Mit anderen Worten: Die Kryonik geht davon aus, dass es eine Zeitspanne nach dem Eintritt des Todes gibt, in der die Gehirnstruktur noch intakt ist. Wenn man das Gehirn durch Kryokonservierung vor dem Abbau schützt, dann ist man nicht wirklich tot. Bedenke nur, dass wenn du vor 50 Jahren einen Herzinfarkt auf der Straße gehabt hättest, du auf der Stelle als tot erklärt worden wärst. Aber warst du das wirklich? Die Herz-Lungen-Wiederbelebung hat millionenfach bewiesen, dass man jemanden nach einem Herzstillstand wiederbeleben kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sterben kein Moment ist, sondern ein Prozess, der in der Zerstörung des Gehirns gipfelt. Wenn man die Gehirnstruktur schützen und kryokonservieren könnte, könnte man diese Person theoretisch wiederbeleben. Ich fragte mich, wie man das bewerkstelligen könnte. Ich wusste immer, dass sich beim Einfrieren Eiskristalle in den Zellen bilden und diese daraufhin zerstört werden. Was wird also bei der Kryokonservierung verwendet? Die Antwort lautet Kryoschutzmittel.
Um die lange komplexe Wissenschaft kurz zu machen, werden Kryoschutzmittel genutzt, um das Wasser in den Zellen zu ersetzen. Auf diese Weise bilden sich keine Eiskristalle, sobald der flüssige Stickstoff eingeführt wird und die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt, was die Zellstruktur schützt.
Es reicht nicht aus, die Körpertemperatur auf knapp unter null zu senken. Um alle biochemischen Prozesse im menschlichen Körper vollständig zu stoppen (und jeglichen Zerfall zu verhindern), muss seine Temperatur auf -196 Grad Celsius abgekühlt werden. Der Prozess des Abkühlens des Körpers auf -196 Grad Celsius ohne Bildung von Eiskristallen (dank dem Kryoschutzmittel!) wird als Vitrifizierung bezeichnet.
Ich wollte mehr darüber erfahren, welche Organisationen es gibt, die das tun. Es gibt zwei Hauptakteure.
Ich wollte verstehen, welche Organisationen mit Kryokonservierung arbeiten. Cryonics Institute und Alcor sind zwei gemeinnützige Organisationen. Sie arbeiten seit über 50 Jahren mit Kryonik und haben zusammen rund 300 kryokonservierte Patienten und einige tausend Mitglieder. Normalerweise haben Tech-Unternehmer das Ziel, Probleme mit ausreichendem Lösungsbedarf zu identifizieren, um darauf aufbauen zu können. Die Zahlen sind hier aber klein, insbesondere für Organisationen, die seit mehr als fünf Jahrzehnten bestehen. Was könnten die Gründe für die geringe Mitgliederzahl sein? Ein Bereich, der vielen in den Sinn kommt, sind die finanziellen Kosten dieses Prozesses.
Nun, aktuell ist es nicht billig. Kryonik kostet nicht weniger als 28.000 US-Dollar (Cryonics Institute) und manchmal mehr als 300.000 US-Dollar (Alcor). Die Kosten hängen von der Kryonik-Organisation, der Art der Kryokonservierung, ob ein Standby-Team eingesetzt wird, dem Land des Patienten und die Häufigkeiten der Benachrichtigungen an die Kryonik-Organisation ab.
Alcor und das Cryonics Institute arbeiten seit Jahrzehnten mit Kryotechnologie und haben sich als zuverlässig erwiesen. Darüber hinaus kommt der Großteil der Finanzierung der Kryokonservierung ihrer Patienten über eine Lebensversicherung. Warum gibt es dann so wenig Interesse? Ich glaube, da spielen verschiedene Faktoren rein: a) mangelndes Bewusstsein, b) reine Vorurteile oder c) wir denken einfach nicht darüber nach (das war bei mir der Fall!). Aber im Allgemeinen denken viele einfach, dass es nicht möglich ist.
Das Thema ist oft extrem kontrovers, da es um den Tod (und teilweise auch religiöse Ansichten) geht. Allerdings kann man nicht behaupten, dass sie nicht möglich ist, denn die Natur hat es bereits bewiesen.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass dieses geringe Interesse vor allem auf mangelndem Wissen der Öffentlichkeit beruht. Nachdem ich mehr Informationen zu dem Thema hatte, machte es für mich sehr viel Sinn. Dieses Bauchgefühl wurde mit Daten gestützt. Tomorrow Biostasis führte eine ausführliche Umfrage zu diesem Thema mit mehr als 4.000 Befragten (in den USA und Deutschland) durch. Überraschenderweise deutet die Umfrage auf ein starkes Interesse an der Kryokonservierung hin, insbesondere als die Befragten deren Bedeutung verstanden hatten. Daher gibt es da draußen ein unerschlossenes Marktpotenzial.
Aber noch wichtiger ist, dass Biostasis eine Technologie ist, die vorangetrieben werden muss. Dies wird nur passieren, wenn private Initiativen und Unternehmer ins Spiel gebracht werden. Denke für einen Moment an die Geschichte der Suchmaschine… Dieses Tool kam aus obskuren Internetlabors, bis es mit Google Milliarden von Menschen erreichte. Dies geschah, weil mehrere Unternehmer glaubten, dass das Internet und Suchmaschinen das Leben der Menschen positiv beeinflussen könnten. Man könnte sagen, Biostasis steckt in den Kinderschuhen, ähnlich wie Google vor 25 Jahren.
Kryokonservierung ist nur eine Form der Biostasis. Kryonik ist also nichts anderes als Biostasis durch Kryokonservierung (oder genauer gesagt Vitrifizierung). Wir glauben auch, dass Kryonik untrennbar mit dem Einfrieren von Körpern verbunden ist, obwohl dies nicht ihr endgültiges Ziel ist. Es besteht großer Forschungsbedarf zum Prozess des „Auftauens“. Darauf konzentrieren wir uns aktuell. Wir wollen mehr Kryobiologen und Physiker in unsere Forschung holen. Das Ziel von Biostasis ist die Entwicklung einer Technologie, die in der Lage ist, alle biochemischen Prozesse eines lebenden Organismus auf unbestimmte Zeit sicher zu pausieren und ohne Schaden zu reanimieren. Die Anwendungsmöglichkeiten für diese Art von Technologie sind grenzenlos – wir könnten mehr Zeit schaffen, um einen schwerverletzten Patienten medizinische Versorgung zu bringen oder Biostasis nutzen, um lange Weltraumreisen zu unternehmen.
Ich persönlich finde die Möglichkeit faszinierend, eine Branche von Grund auf mit aufzubauen. Obwohl das Konzept nicht neu ist, steckt es noch in den Kinderschuhen und bringt eine Reihe zusätzlicher Herausforderungen mit sich, die bei normalen Tech-Start-ups nicht vorliegen.
Aber dieses Thema hat mich aus zwei besonderen Gründen angesprochen. Erstens interessiere ich mich sehr für Langlebigkeit, also Möglichkeiten, wie wir unseren Körper zu längerer Lebensdauer beeinflussen können. Ich schaue mir gern die Welt an und finde das Leben einfach so interessant. Ich glaube, man sollte selbst entscheiden, wie lange man diese Erfahrung machen möchte.
Zweitens bin ich davon überzeugt, dass Biostasis die Welt verändern und vielen Menschen helfen könnte. Ich denke immer an meinen Vater und wie er nach einer einfachen Operation an einer bakteriellen Infektion gestorben ist. Was wäre, wenn wir es geschafft hätten, die Infektionsrate zu verlangsamen und den Antibiotika mehr Zeit zum Wirken gegeben hätten? Oder wie viele Menschen sterben unnötigerweise, weil die Zeit für eine angemessene medizinische Versorgung fehlt?
Nachdem ich die E-Mail von Emil (dem Mitbegründer und CEO von Tomorrow) zu seiner Motivation für die Biostasis gelesen hatte, stellte ich fest, dass wir in dieser Hinsicht ähnlich ticken. Es gab viele Parallelen zu meinen Ansichten zu diesem Thema. Nun helfe ich Tomorrow Biostasis auf seiner Startup-Reise.
Biostasis ist manchmal ein kompliziertes Thema. Wir wollen es leichter verständlich machen. Aber wenn du dich für das Thema interessiert, möchte ich dir gerne die beiden folgenden Medien als Einführung ans Herz legen:
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